Am 19.08.2017 kam die badische VIc 1121 wieder einmal an ihre Geburtsstätte zurück. Sie sollte anlässlich der Gartenschau und des Bahnhofsfestes in Bad Herrenalb Personenzüge zwischen Karlsruhe Hbf und Bad Herrenalb bespannen.
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Bereits um 06.33 Uhr ging es für 75 1118 in Amstetten (Württ), ihrem heutigen Standort, los.
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Im Schlepp einen Wasser- und Begleitwagen. Mit den 50 Tonnen Anhängelast ging es tendervoraus die Geislinger Steige hinunter über Göppingen, Esslingen, Untertürkheim, Kornwestheim nach Mühlacker. Um in Karlsruhe richtig herum zu stehen, also kaminvoraus nach Bad Herrenalb, wendete die Lok über das dortige Gleisdreieck. Pünktlich um 9.16 Uhr stand die Lokomotive gewendet und abfahrbereit mit ihrem „Überführungszügle“ in Mühlacker und wartete, und wartete. Es kam zur ersten und einzigen (!) Verspätung. Mangels Streckenkunde des Amstettener UEF-Personals musste ab Mühlacker ein Lotse auf die 75 1118. Und dieser saß im IC 2065, welcher von Karlsruhe kommend Mühlacker um 9.30 erreicht. Die Abfahrt erfolgte somit eine gute halbe Stunde später. Doch sollte dies auf die folgende Veranstaltung keinen Einfluss haben.
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Gegen 11.00 Uhr sah man 75 1118 in der Übergabestelle der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) Ettlingen-West rangieren. Galt es die 50 Tonnen Last der Überführung gegen 160 Tonnen Sonderzug zu tauschen. Damit wiederum ging es um 12.22 Uhr nach Karlsruhe Hbf.
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Pünktlich um 13.00 Uhr verließ die 96 Jahre alte Dame ihre Geburtsstadt Karlsruhe in Richtung Albtal. Über Ettlingen Stadt ging es nach Bad Herrenalb. Dass die 75 1118 trotz ihres hohen Alters toll in Schuss ist und keinerlei Gebrechlichkeit hat, zeigte sie lautstark auf der kurven- und steigungsreichen Strecke durch das Albtal.
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Die drei Vierachser im Schlepp machten ihr keinerlei Mühe. Vielleicht war sie etwas verschnupft, dass sie als sogenanntes „EBO-Fahrzeug“ auf der Albtalbahn nur mit mageren 50 km/h fahren durfte. So betrug die Fahrzeit von Karlsruhe nach Bad Herrenalb mit zwei längeren Unterwegshalten in Ettlingen-Stadt und Marxzell doch knappe anderthalb Stunden.
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Doch auch in Herrenalb verblieb nicht viel Zeit zum Verweilen. Gerade mal einen Schluck Wasser reichte es am dortigen Wasserkran.
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Bereits 44 Minuten später ging es schon wieder talwärts. Es standen zwei Pendelfahrten Herrenalb – Marxzell und zurück an. Der Einfachheit halber wurde mit einer AVG-Diesellok im „Sandwich“ gefahren. Talwärts fuhr die Diesellok an der Zugspitze, bergwärts die Dampflok. Um 17.30 Uhr ging es dann wieder ohne Diesellok ´gen Karlsruhe.
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Am darauffolgenden Sonntag hatte die 90 km/h-schnelle Tenderlok nahezu das doppelte Programm zu absolvieren. Ging es doch mit dem ersten Zug bereits um 9.00 Uhr in Karlsruhe ab, dem nachmittags wieder das Vortagesprogramm folgte. Die Übernachtung erfolgte dann in Ettlingen-West.
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Am Vormittag des 21.8.2017 kehrte die badische VIc wieder in ihre jetzige württembergische Heimat auf der beschaulichen Schwäbischen Alb zurück.
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Die 75 1118 wurde 1920 auf 21 in der Maschinenbaufabrik Karlsruhe (MBK) unter der laufenden Produktionsnummer 2149 gebaut und am 21.5.1921 unter der Betriebsnummer VIc 1121 von der Badischen Staatseisenbahn in Dienst gestellt. Übergegangen auf die Deutsche Reichsbahn erhielt sie die Betriebsnummer 75 1118. Im Jahre 1966 schied sie im Betriebswerk Radolfzell am Bodensee aus dem Betriebsdienst der Deutschen Bundesbahn aus. Seit nahezu 30 Jahren wird sie nun von der Sektion Localbahn der Ulmer Eisenbahnfreunde e.V. gehegt, gepflegt und weiterhin betriebsfähig erhalten. Agil wie am ersten Tag, schaut sie ihrem 100. Geburtstag entgegen. Und die erste Lokomotivfabrik Süddeutschlands? Die Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe AG? Die Räumlichkeiten gibt es in der Carl-Metz-Straße in Karlsruhe immer noch. Eine Gedenktafel am Eingang erinnert an „Emil Kessler aus Baden“ und die vergangene Lokschmiede.
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Und im Inneren der Hallen entstehen noch heute mächtige Kraftprotze. Nicht mehr auf der Schiene, aber nicht minder wichtig. Für die ganze Welt baut dort die Fa. Rosenbauer (ehemals Metz) ihre großen Feuerwehr-Drehleiterfahrzeuge. Von der HighTech 1917 zur HighTech 2017.
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